Was ist Jiu-Jitsu?
Jiu-Jitsu - ein Selbstverteidigungssystem ... und mehr!
Jiu-Jitsu ist ein über Jahrhunderte gewachsenes Selbstverteidigungssystem. Der Ursprung des Jiu-Jitsu geht vermutlich bis auf die indische Massagekunst zurück, welche über 100 schmerz- und lebensempfindliche Stellen des menschlichen Körpers kennt. Über China kam diese Kunst dann nach Japan. Die gegenwärtige Perfektion des Jiu-Jitsu ist fast ausschließlich japanischen Bemühungen zu verdanken. In Europa wurde Jiu-Jitsu zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingeführt. In Berlin eröffnete Altmeister Erich Rahn die erste Jiu-Jitsu Schule Deutschlands.
Jiu-Jitsu ist ein Selbstverteidigungssystem gegen bewaffnete (z.B. Stock, Messer, Schußwaffe) und unbewaffnete Angriffe (z.B. Würgen, Umklammerungen, Fußtritte) in dem der Verteidiger in der Regel unbewaffnet agiert. Dies ist durchaus praxisbezogen, da der Personenkreis, der zum Tragen einer Waffe berechtigt ist durch das Gesetz in Deutschland sehr stark eingeschränkt ist.
Jiu-Jitsu beinhaltet:
- Distanztechniken (z.B. Schläge u. Tritte aus dem Karate, Taekwondo)
- Halbdistanztechniken (z.B. Knie- und Ellenbogenstöße)
- Nahdistanztechniken (z.B. Würfe und Hebel aus dem Judo)
Jiu-Jitsu lebt!
Das moderne Jiu-Jitsu kann aber auch die Elemente und Einflüsse europäischer Kampfsportarten nicht leugnen: Ringer- (= Nahdistanz) und Boxtechniken (= Halbdistanz) sind feste Bestandteile dieser Kunst geworden. Das Spektrum der angewandten Techniken nimmt damit auch Rücksicht auf die unterschiedlichen physischen Voraussetzungen des Europäers, der im Allgemeinen größer und kräftiger gebaut ist, als ein Asiate. Jiu-Jitsu zeichnet sich durch seine große Flexibilität aus. Durch die Vielfalt der Techniken sind Abwehren gegen alle denkbaren, persönlichen Angriffe möglich.
Jiu-Jitsu - ein Sport?
Jiu-Jitsu ist keine Sportart im eigentlichen Sinne, da ein Kampfsport die unterschiedlichen physischen Voraussetzungen durch z.B. Gewichts-, Alters- oder Geschlechtsklassen berücksichtigt und die Art der erlaubten Techniken, die Härte der Schläge/ Tritte und die erlaubten Trefferflächen genau vorgeschrieben sind. Der Selbstverteidigungsfall kann nicht durch sportlichen Wettkampf simuliert werden, da die gelehrten Techniken dazu gedacht sind, den Gegner unter Kontrolle zu bringen bzw. kampfunfähig zu machen. Trotzdem ist das Training stark von sportlichen Gesichtspunkten geprägt: Ausdauer, Schnelligkeit, Kraft, Koordination, Gleichgewicht und Elastizität werden ständig trainiert.
Jiu-Jitsu ist defensiv!
Da im sportlichen Wettkampf Punkte in der Regel nur durch aggressives Verhalten (d.h. Angriff) erzielt werden können, kann es keinen Jiu-Jitsu-Wettkampf im herkömmlichen Sinne geben. Jiu-Jitsu ist defensiv - auf den Verteidigungsfall ausgerichtet - und darf nur dann im gesetzlich vorgegebenen Rahmen angewandt werden. Zum Vergleich der verschiedenen Schulen und Stilrichtungen wurden jedoch Formen-Wettkämpfe entwickelt. Diese finden auf nationaler und internationaler Ebene statt.
Übersetzung Jiu-Jitsu
Jiu-Jitsu: 'die sanfte Kunst', wobei Jiu (oder Ju) 'sanft, nachgiebig' und Jitsu (oder Jutsu) 'Kunst' bedeutet. Oft wird 'Jiu' auch mit 'weich' übersetzt, es hat in diesem Fall aber nichts mit 'schwach' zu tun - ganz im Gegenteil. Es ist die Art, in der Jiu-Jitsu ausgeführt wird, die nachgiebig ist. 'Jiu' verbindet die Kraft des Rivalen durch geschickte Techniken und schnelles Ausweichen mit der eigenen. Man übersetzt also ausführlicher mit: 'Die Kunst, durch Nachgeben zu siegen' Der direkt greifbare Nutzen des Jiu-Jitsu geht weit über den vordergründigen Aspekt der Selbstverteidigung hinaus. Der Zugang zum tieferen Sinn des Jiu-Jitsu wird erst bei eigener intensiver Betätigung erfasst. Neben der umfassenden körperlichen Schulung, dem Erlernen und intensiven Trainieren der Techniken, ist das eigentliche Ziel in Verbindung mit den erzieherischen Werten, sich selbst zu überwinden und den eigenen Mittelpunkt zu finden.
Bevor Du versuchst, andere zu besiegen, besiege Dich selbst!